Was wird wichtig im Jahr 2023? 8 «Meta-Trends»

Trend 1: Weniger ist mehr Mit weniger mehr zu erreichen, zeichnete sich bereits als grosse Herausforderung in den letzten Monaten ab. Steigende Preise und höhere Kosten wirken sich auch direkt auf die Medienbudgets der Nutzer:innen aus. Bei den Ausgaben für Medieninhalte wird als erstes gespart. Gleichzeitig nimmt auch unser Zeitbudget ab. Mehr denn je ist […]

Trend 1: Weniger ist mehr

Mit weniger mehr zu erreichen, zeichnete sich bereits als grosse Herausforderung in den letzten Monaten ab. Steigende Preise und höhere Kosten wirken sich auch direkt auf die Medienbudgets der Nutzer:innen aus. Bei den Ausgaben für Medieninhalte wird als erstes gespart. Gleichzeitig nimmt auch unser Zeitbudget ab. Mehr denn je ist nun echter Service nahe an unserer Lebensrealität gefragt.

Gleich mehrere Trend-Reports kommen zum Schluss: Medienunternehmen sollten lieber weniger anbieten, dafür den Mehrwert für die Nutzer:innen noch schneller ersichtlich und im besten Fall unverzichtbar machen. Das betrifft die Kommunikations- und Werbebotschaften, das Werteversprechen, aber auch die Einfachheit der angebotenen Produkt-Features und Zahlungsmöglichkeiten.

Trend 2: Künstlich erstellte Inhalte

Es war ein Augenöffner der besonderen Art, als OpenAI Ende November 2022 die neue Anwendung ChatGPT lancierte. Plötzlich schienen die Möglichkeiten der künstlichen Intelligenz gefühlt über Nacht allen zugänglich zu sein. Auch wenn sich das wahre Potenzial erst erahnen lässt, sehen einige Beobachter:innen darin den Anfang einer KI-Revolution. Diese werde die Wissensarbeit ähnlich disruptieren, wie im 18. Jahrhundert die mechanischen Maschinen die Fabrikarbeit grundlegend verändert haben.

Dies wird vielleicht noch nicht gleich 2023 eintreten. Wichtig zu verstehen ist aber, dass gesellschaftliche Wendepunkte nicht so sehr durch die Erfindung revolutionärer Technologien, sondern vielmehr durch deren breite Anwendung entstanden sind. Und dafür lohnt es, sich bereits jetzt über mögliche moralische Grenzen Gedanken zu machen.

Trend 3: Finden lassen

Als Google im letzten Sommer eine Studie zu den Suchpräferenzen seiner Nutzer:innen präsentierte, mochten die Resultate einige überraschen. Demzufolge verwenden rund 40% der jüngeren Nutzer:innen, wenn sie einen Ort zum Essen suchen, nicht etwa Google Maps oder die Google Suche, sondern lassen sich von Inhalten auf TikTok oder Instagram inspirieren.

Social Video wird zunehmend zum Ort, an dem die Suche beginnt – oder noch extremer: Inspiration gefunden wird, obwohl man gar nicht weiss, dass man danach auf der Suche war. In diesem Zusammenhang kündigte Google an, die Suche künftig visueller und interaktiver gestalten zu wollen.

Andere Anbieter werden nachziehen, was sich wiederum auch auf die Auffindbarkeit von Medieninhalten auswirken wird. Denn im Zentrum steht unterdessen nicht mehr nur, dass die Nutzer:innen schnell ihre Antworten finden, sondern genauso oft überrascht und unverhofft erfreut werden wollen.

Trend 4: Ablöseprozess von Drittplattformen

Obwohl auch für 2023 einige Trend-Reports (erneut) das Ende von Social Media voraussehen, ist die Realität eine andere: Nach wie vor profitieren viele Medienhäuser von Social-Media-Traffic. Trotzdem ist es kein Geheimnis: 2023 wird das Jahr sein, in dem viele Medien- und Kommunikationsunternehmen ihre Strategien für die Bindung von Nutzer:innen abseits der Drittplattformen aufzuwerten versuchen.

Mit Blick auf Übernahmen, Umstrukturierungen und Entlassungen bei den Plattformunternehmen müssen Medienhäuser eine ganzheitliche Publikumsstrategie auf und abseits der Plattformen entwickeln. Die Antwort darauf ist einfach und komplex zugleich: Wer starke Communities rund um das eigene Angebot aufbauen kann, wird umso unabhängiger von marktdominierenden Plattformen sein. Das haben bereits einige Medienhäuser verstanden und verkaufen unterdessen statt Premium- Inhalten neu den Zugang zur exklusiven Community.

Trend 5: Neue Produkte, Bundles und Abos

Wer Trend 1 konsequent weiterdenkt, landet bei Trend 5: Nur wer sich in seinem Angebot fokussiert, kann in der Überflut von Inhalten das eigene Profil schärfen. Immer mehr Nutzer:innen wünschen sich eine All-in-one-Plattform für die Inhalte-Konsumation. Gleichzeitig denken Nutzer:innen vermehrt darüber nach, ihre Medien-Abos zu reduzieren. Beide Bewegungen werden sich 2023 noch stärker akzentuieren.

Die Fokussierung, Bündelung und Neuentwicklung von Angeboten kann allerdings nur dann gelingen, wenn Klarheit über das eigene Portfolio und die Markt- und Nutzungsbedürfnisse besteht. Wer 2023 erfolgreich sein will, sollte so schnell wie möglich seine Hausaufgaben im Portfolio-Management erledigen.

Trend 6: Antworten auf den Fachkräftemangel

«Great Resignation», «Quiet Quitting» und der Fachkräftemangel prägten 2022 – und werden auch 2023 relevant bleiben. Bis 2030 werden alleine in Deutschland 5 Mio. Arbeitskräfte mehr in Rente gehen als in den Arbeitsmarkt eintreten. Gleichzeitig wird über 4-Tage-Woche, Pensenreduktion und Workation diskutiert. Das macht deutlich: Auf Unternehmen lastet im neuen Jahr ein immenser Veränderungsdruck.

Wer wertvolle Mitarbeitende rekrutieren und auch halten will, muss demnach in die Personalentwicklung und Unternehmenskultur investieren. Dazu gehören 2023 vor allem ein Fokus auf die psychologische Sicherheit der Mitarbeiter:innen und das Schaffen von Arbeitsweisen, die für alle zugänglich sind. Zum Beispiel indem mehr Autonomie in Prozesse eingebaut wird.

Trend 7: Change-Müdigkeit

Noch effizienter, noch schneller, noch agiler sollen Organisationen werden. Gleichzeitig gibt eine zunehmende Zahl von Arbeitnehmer:innen in Umfragen an, dass sie unter «Change-Müdigkeit»  leiden. Waren 2016 noch 74% der Mitarbeiter:innen bereit, ihr eigenes Arbeitsverhalten zu ändern, um organisatorische Veränderungen zu unterstützen, sank diese Zahl bis 2022 auf 38%.

Was dagegen tun? Sämtliche Veränderungsprozesse erstmal zu stoppen, scheint kaum eine machbare Lösung zu sein. Vielmehr sollte ein schrittweises und partizipatives Vorgehen gewählt werden. Der Schlüssel zu erfolgreichen Veränderungen liegt darin, gemeinsam die richtige Balance aus transparenten Zielvorgaben und alltagstauglichen Massnahmen basierend auf persönlicher Erfahrung zu finden.

Trend 8: Den Worten Taten folgen lassen

Lautstark wurde in den vergangenen Monaten über die Klimakrise und aktivistische Aktionen debattiert. Im Unterschied zum letzten Jahr sehen mehrere Trend-Reports 2023 daher als das Jahr  der echten und nachhaltigen Innovation. 2023 werden sich Unternehmen deshalb umso stärker darauf konzentrieren müssen, wie sie energieeffizientere Produkte und Dienstleistungen anbieten oder gar die ganzen Produktionsprozesse klimaneutraler gestalten können.

Doch die Herausforderung wird 2023 nicht nur darin bestehen, Produkte emissionsärmer herzustellen und neue Angebote rund um die Klimathematik zu entwickeln, sondern sie auch Nutzer:innen schmackhaft zu machen, die sich bisher kaum für die Thematik interessierten.

Hier finden Sie sämtliche Quellen und Trend-Reports im Original


Konrad Weber ist Strategieberater und Coach im Bereich der digitalen Transformation. Er berät Geschäftsleitungen von Grossunternehmen bis hin zu Startups bei der Entwicklung neuer Strategien und begleitet Teams und Organisationen bei tiefgreifenden Veränderungen. Jüngst hat er ein Buch über Trends und deren Auswirkungen auf die Medien- und Kommunikationsbranche veröffentlicht. Seit über 14 Jahren ist er als Brückenbauer zwischen Inhalt und Technologie tätig – vor der Zeit als selbständiger Berater als Digitalstratege bei Schweizer Radio und Fernsehen SRF mit mehrjähriger Erfahrung in Projektleitung und Strategieentwicklung.


Dieser Beitrag erschien ursprünglich auf werbewoche.ch - https://www.werbewoche.ch/de/marketing/marktforschung/2023-01-03/was-wird-wichtig-im-jahr-2023-8-meta-trends/

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