Was bedeutet eigentlich… «Prompt»?

Benno Maggi erklärt in seiner Kolumne «Was bedeutet eigentlich...?» Begriffe aus dem Marketing- und Kommunikationsbereich. Dieses Mal erklärt er denn Begriff «Prompt».

Unsere Branche ist ja an sich bekannt dafür, prompt etwas zu adaptieren, wenn es erfolgsversprechend scheint. Und prompt im Sinne von unverzüglich, unmittelbar (als Reaktion auf etwas) erfolgend. Deshalb wundert nicht, dass AI oder KI das grosse Thema in der Branche geworden ist. Kunden lassen sich zu Aussagen hinreissen wie «jetzt brauchen wir endlich keine Agentur mehr» und Agenturen zu «Agentur XY setzt für Kunde Z auf KI». Die gemeinen Mitarbeitenden schwanken dabei zwischen trotzigem, panischem und begeistertem Verhalten den neuen Arbeitsinstrumenten gegenüber. Sie fragen sich: Müssen wir uns um unsere Jobs sorgen? Jein, denn die AI/KI-Tools schaffen auch neue Jobs. Zum Beispiel die Prompt Engineers. Womit wir bei der zweiten Deutung des Wortes sind. Aber eins nach dem andern.

Mit dem preisgekrönten Artikel über künstliche Intelligenz von Reto U. Schneider im NZZ Folio von letztem September hatten OpenAI, ChatGPT und ihre Geschwister ein erstes Mal eine grössere Bühne im deutschsprachigen Raum. AI- und KI-Tools sind seither in den Medien und in Agenturen und Marketing- und Kommunikationsabteilungen von Unternehmen allgegenwärtig.

Zur Erinnerung, wie an dieser Stelle schon einmal erläutert: Das A steht für «Artificial», das I für «Intelligence» und ausgesprochen wird es «Ai-Ei». Der kleine Bruder der Abkürzung heisst KI, wird Deutsch ausgesprochen «Ka-I» und steht für «Künstliche Intelligenz». Wer aber «Kei-Ei» sagt (und das sind nicht wenige), outet sich definitiv als unwissender Nachplapperi und muss sich tatsächlich um seinen Job sorgen. Denn nachplappern ist eigentlich genau das, was nun die AI/KI-Tools wie ChatGPT, Quilbot, Surfer SEO, Murf, Fireflies, Scalenot, Textplaze und wie sie alle heissen, machen. Und zwar besser, schneller und günstiger. Vor allem wenn man sie richtig füttert.

Shit in Shit out

Jede Person, die sich schon mal mit statistischen Daten befasst hat, weiss: Das Resultat der Daten ist immer nur so gut wie die Aufgabenstellung, mit der sie gefüttert werden. Oder kurz: Shit in Shit out. Damit also AI/KI-Tools texten, recherchieren, malen oder filmen können, brauchen sie eine Aufgabe, die clever formuliert ist. Und genau das ist prompt. In Englisch bedeutet das Wort nämlich Stichwort, Abfrage oder noch deutscher: Eingabeaufforderung.

Wir kennen das von Google: Je intelligenter nach etwas gesucht wird, desto besser die Suchresultate (wenn man sich dann erst durch die bezahlten Resultate gescrollt hat, die leider – so phantasielos wie SEA teilweise Worte ersteigert werden – oft sehr wenig mit der Eingabe zu tun haben).

Wer also in den AI/KI-Tools gut promptet, kriegt auch die besten Resultate. Deshalb sind die Diskussionen darüber, wie gut und nützlich diese Tools wären, etwas müssig. Gleich müssig wie die Frage nämlich, wie gut ein Team von richtigen Mitarbeitenden denn tatsächlich ist. Denn auch hier gilt: Wer die Aufgabe nicht präzis formuliert und Mitarbeitende nicht gut führt, kann sich im Nachhinein nicht über Schlechtleistung beklagen. Ein Prompt Engineer muss also ähnlich wie die Vorgesetzten oder Kunden die Möglichkeiten, aber auch die Grenzen und die Schwächen seiner Agentur, seines Teams oder seiner AI/KI-Tools kennen, um aus ihnen ein brauchbares oder manchmal aussergewöhnliches Resultat herauszulocken. Deshalb, wer gut prompten kann, wird sich kaum über die Fähigkeiten der AI/KI-Tools beschweren. Höchstens umgekehrt, denn die lernen prompt von dem, was wir sie fragen.


Benno Maggi ist Mitgründer und CEO von Partner & Partner. Er lauscht seit über 30 Jahren in der Branche und entdeckt dabei für uns Worte und Begriffe, die entweder zum Smalltalken, Wichtigtun, Aufregen, Scrabble spielen oder einfach so verwendet werden können.

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