Quelle: Netzpolitik.org, 30.09.22
Meredith Whittaker, die 13 Jahre für Google an KI forschte, sagt: “Der Stand der KI ist seit nunmehr rund 70 Jahren an dem gleichen Punkt. Der Begriff wurde gleichzeitig in geradezu haarsträubender Weise unterschiedlichen Techniken angedichtet. An Fahrt gewann das Thema dann vor knapp zehn Jahren, so zwischen 2013 und 2015. Damals gab es kaum eine Ausgabe des Wired Magazines, auf dessen Titelblatt nicht das Thema KI prangte. Im Kern ging es darum, mehr wirtschaftliches Wachstum zu generieren, neue Märkte zu erschließen und die Tech-Industrie zu einem Nervensystem unserer Welt zu machen. KI als Marketingbegriff war extrem erfolgreich dabei.“
Aus eben diesem Grund habe sie angefangen, den Begriff Künstliche Intelligenz in Anführungszeichen zu verwenden. Denn es lohne sich, in den [gesellschaftlichen] Diskurs einzugreifen und klarzustellen: Nein, [KI] ist nicht übermenschlich. Das ist keine Empfindungsfähigkeit. Was das Marketing behauptet, stimmt nicht.“
Whittaker denkt, dass die Politik der Problematik nicht gerecht werde. „Sie [die Politiker] erkennen nicht, dass KI letztlich ein Produkt des Monopols ist, das durch das Geschäftsmodell der Überwachung entstanden ist. Nur eine Handvoll Unternehmen verfügen über die entsprechende Computerinfrastruktur. Diese Unternehmen häufen unentwegt riesige Mengen intimer Daten an, mit deren Hilfe sie Vorhersagen über mich treffen können. Solange wir uns nicht mit dieser Tatsache auseinandersetzen, stören wir nicht das Geschäftsmodell und befassen wir uns auch nicht mit KI. Es handelt sich um komplexe Probleme und es reicht nicht aus, nur einen Teil des Algorithmus einzusehen. Damit gehen wir nicht die grundlegenden strukturellen Missstände an, welche die Wurzel des Problems sind.“